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Die Kleidung der Seminolen: Farbenfrohes Patchwork

Für viele Jahre überraschte die Besucher Süd Floridas die frabenfrohe Kleidung der Seminolen. Bänder mit komplizierten Mustern schmücken die meisten Kleidungsstücke. Patchwork Kleidung, von vielen als der Seminolen traditionelle Kleidung betrachtet, ist in Wirklichkeit modern und um 1920 sehr verbreitet.

Die Seminolen sind zusammengesetzt aus den Nachkommen verschiedener Kulturen, die vor 1750 in den Norden Floridas wanderten. Diese Wanderung war das Ergebnis der politischen Lage der Europäer im kolonialen Nordamerika. In dieser Folge hatten die Seminolen ihre ursprüngliche Kleidung bereits durch solche ersetzt, die sie aus europäischen Handelsgütern hergestellt hatten. Häufig wurden auch europäische Muster ausgeliehen.

Aus dem Studium früher Zeichnungen und der Untersuchung der wenigen Kleidungsstücke wurde herausgefunden, dass die Kleidung der Seminolen der der Stämme im Südosten ähnlich war. Es scheint auch so als seien Kleidungsmuster aus dieser Zeit in Mode bis zum Beginn des 20  Jahrhunderts.

Die Kleidung der Frau bestand aus einem bodenlangen Rock und einer langarmigen Bluse mit angesetzter Kapuze. Die Bluse war sehr kurz und reichte gerade über die Brust. Alte Fotos zeigen die Frauen mit vor ihrem Bauch verschränkten Armen; zweifellos geschah dies zur Wahrung des Anstandes des Fotografen.

Zur Ergänzung trug die Frau so viele Ketten aus Glasperlen wie sie sich leisten konnte. Die Vielzahl der Glasketten war immer die Ursache zur Belustigung der nichtindianischen Beobachter und war der Ursprung zu vielen Geschichten. Demnach bekam ein Seminolenbaby bei der Geburt und weitere Ketten in jedem folgenden Jahr. In der Mitte des lebens wird der Vorgang umgekehrt: begraben wird sie mit der Kette, die sie zu ihrer Geburt erhalten hat.

Der gut angezogene Seminolenmann

Der Seminolenmann trug ein Hemd, das an der Vorderseite reich verziert war. Auf dem Kopf trug er einen Turban aus Wollschals. Diese zwei Kleidungsstücke, zusammen mit einem Gürtel, waren die Grundkleidungsstücke.

Bei einem Besuch in der Stadt oder bei kaltem Wetter wurden weitere Teile benutzt. Ein farbenfroher Mantel, der „langes Hemd“ in der Seminolensprache genannt wurde, war mit Fransen verziert. Es wird angenommen, dass jeder Mann einen solchen Mantel besass. In späteren Jahren wurde dieses Kleidungsstück auch „der Mantel des Medizinmannes“ genannt. Es ist sicher, dass zum Tragen dieses Mantels kein besonderer Rang innerhalb des Stammes notwendig war.

Alle Kleidungsstücke wurden vorwiegend aus Baumwolle gefertigt, die in den Handelsposten stammten. Kattun war am gebräuchlichsten, es wurden aber auch Streifen und Decken benutzt.

Kurz vor 1920 wurde eine neue Technik von den Seminolenfrauen entwickelt: das heute bekannte Patchwork. Frühe Muster waren Flicken von abwechselnden Farben, die direkt auf die Kleidung genäht wurden.

Schnell wurde Patchwork allgemein zur Verschönerung der ohnehin schon farbenfrohen Kleidung verwendet. Die Entwürfe wurden immer weiter entwickelt. Oft handelte es sich um sehr komplizierte Applikationen. Wenn Patchwork betrachtet wird äussern sich die Menschen häufig über die komplexe Arbeit und fragen: „Nähen die Seminolenfrauen jedes einzelne kleine Stückchen zusammen?“ Es kann nicht verneint werden, dass ein Kleidungsstück aus Patchwork mit sehr grossem Zeitaufwand hergestellt wird. Jedoch ist die Herstellung von Patchwork ein systematischer Prozess, der schneller fortschreitet als es den Anschein hat.

Die Entwicklung der Patchworkarbeiten und deren Gebrauch entwickelten sich etwa zur gleichen Zeit, zu der die Seminolen auch Arbeit im Tourismus fanden. In touristischen Attraktionen fanden die Seminolenfrauen Frieden von den täglichen Aufgaben, die Routine in den Lagern in den Everglades war. Sie wurden ausserdem ermutigt sich selbst mit der Herstellung von Handwerkskunst für die Touristen zur Ansicht und zum Verkauf herzustellen. Hieraus entstand ein Markt für Patchworkarbeiten.

Bis heute haben die Seminolen schon über 80 Jahre ihre einzigartigen Patchworkarbeiten hergestellt. Viele Generationen von Müttern haben die Techniken an ihre Töchter weiter gegeben. In dieser Zeit war der Verkauf von Patchwork ein wesentlicher  Bestandteil des Einkommens, gleichzeitig aber auch eine Quelle für den Stolz eines Stammes. Als Einkommen wird Patchwork heute immer weniger wichtig für die jüngeren Generationen, als eine künstlerische Verpflichtung wird es jedoch auch in der Zunkunft Bestand haben.



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