Fort McMurray,
in der Vergangheit ein kleiner Handelsposten am Zusammenfluss von
Clearwater
und Athabasca River, hat sich zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort in
Alberta
entwickelt: in seiner Umgebung wurde Ölsand (Bitumen) mit einem hohen
Ölanteil
gefunden. Es sind die grössten Ölsandvorkommen auf der Welt; man nimmt
an, dass
noch etwa ein Vorrat von 1.7 bis 2.5 Trillionen Barrels vorhanden ist.
Über ein
Jahrhundert Forschung und Entwicklung wurden in diesen starken
Wirtschaftszweig
investiert. Diese
Entwicklung vom Handelsposten für Felle über einen wichtigen
Verkehrspunkt im
Warentransport bis hin zum modernen Industriestandort ist typisch auch
für
andere Orte. Fort McMurray hat den Vorteil, dass es auf dem Landwege
das ganze
Jahr über erreichbar ist. Andere Orte weiter im Norden sind noch immer
auf die
Versorgung aus der Luft und über Eisstrassen im Winter angewiesen. Anfang des 18.
Jahrhunderts siedelten Cree im Gebiet des unteren Athabasca Rivers.
1778
überquerte Peter Pond die Methye Portage und fuhr auf dem nach Westen
fliessenden Clearwater River; er errichtete einen Posten am Athabasca
River in
der Nähe des Lake Athabasca. Die Route der Portage wurde über 100 Jahre
genutzt, Pond’s Posten schloss 1788 zu Gunsten von Fort Chipewyan. In der 2. Hälfte
des 18. und im 19. Jahrhundert entwickelte sich ein
umfangreicher
Pelzhandel in der Gegend mit der Gründung verschiedener Handelsposten.
1870
richtete die Hudson’s Bay Company einen Handelsposten am Zusammenfluss
von
Clearwater und Athabasca River ein, der Fort McMurray genannt
wurde. Die Bedeutung
Fort McMurrays lag im Umschlag von Gütern. Durch die Stromschnellen
konnten
Schaufelraddampfer und andere Boote nicht durchfahren. Die Güter
mussten auf
dem Landweg den Flüssen entlang transportiert und dann wieder verladen
werden.
1898 schloss die HBC den Handelsposten wegen mangelndem Aufkommen von
Fellen. Einen
Einschnitte bedeutete das Jahr 1899: die Cree von Fort McMurray und
Chipewyan
unterzeichneten das Treaty #8 und gaben Jagdgebiete auf im Tausch für
Reservationen, Werkzeuge und Geld. Zwischen 1906
und 1909 wurden erste Bohrungen durchgeführt. Alfred von Hammerstein
war nicht
sehr erfolgreich bei seinen Bohrungen, gründete jedoch1910 die
Athabasca Oil
and Asphalt Company. 1920 erhält Karl A. Clark den Auftrag, Forschungen
darüber
durchzuführen, in wie weit Bitumen aus Ölsand als Material zum
Strassenbau
geeignet ist. 1923 baut Clark eine erste Verarbeitungsanlage . Den
Teersand
erhält er von der McMurray Asphaltum & Oil Company. Durch hohe
Energiekosten war die Verarbeitung nicht wirtschaftlich. 1925 begann
Thomas Draper mit Ölsand als Strassenbelag zu experimentieren. 1927
wurde die
Alcan Oil Company zur International Bitumen Company unter der Führung
von
Robert Fitzsimmons; dieser war der Meinung, dass ein Oberflächenabbau
der
wirtschaftliche Prozess sei. 1929 baute Fitzsimmons eine kleine
Trennungsanlage, die mit heissem Wasser operierte. 1936 wurde die
Abasand Oils
Verarbeitungsanlage fertig gestellt. Ihre Produktion nahm sie jedoch
erst 1940
auf, musste aber 1941 nach einem Brand wieder eingestellt werden. 1944
konnte
die Produktion nach Fertigstellung eines Neubaues, der aber im Juni
1945
wiederum abbrannte, wieder aufgenommen werden. In den
folgenden Jahren
unternahm man verschiedene Versuche, die Ölsandvorkommen wirtschaftlich
nutzbar
zu machen. Erfolg brachte ab 1953 die Gründung des Great Canadian Oil
Sand
Consortium. 1962 erhielt ein US-amerikanisches Unternehmen den Auftrag
zur
Konstruktion einer Verarbeitungsanlage; diese nahm 1964 die Produktion
mit
31.000 Barrels pro Tag auf. 1978 wurde eine weitere Verarbeitungsanlage
der
Syncrude Canada Ltd. In Midred nördlich von Fort MacMurray in Betrieb
genommen.
Mit dieser
Entwicklung wurde in nicht einmal 100 Jahren aus einer kleinen
Ansiedlung in
einer unerschlossenen Wildnis eine Industrieansiedlung, die heute das
ganze
Jahr über zugänglich ist. Die Einwohnerzahl wuchs von ca 20 Menschen
auf über
37.000 im gesamten Stadtbereich von Wood Buffalo. Einher gingen die
Anbindung
an das Telefonnetz, die Einrichtung von Radio- und TV-Stationen.
Schulen und
Krankenhäuser begannen ihre Arbeit, ebenso Kirchengemeinden aller
Konfessionen.
Auf der Strecke
blieben das Lebensumfeld für die Eingeborenen Indianer, die Grundlage
zur
Erhaltung ihrer Kulturen und traditionellen Lebensart. In einem Vertrag
– dem
Treaty #8 – hatten sie auf ihre angeborenen Rechte
verzichtet.
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